Durch
die Ausschachtung der Keller kam um das Haus eine
Terrasse zustande, die gegen die Gärten auf der
Westseite mit einer Mauer, gegen die Hofeinfahrt mit
einem Grasrain abschloss und von der Strasse her
ebenfalls durch ein niederes Mäuerchen mit
aufgesetztem Holzgitter begrenzt war. So konnte vor dem
Haus ein Vorgarten angelegt werden, der mit seinem
buntblühenden Gesträuch und seinen vielen
Blumen meine besondere Freude war.
Um
das hinter dem Haus liegende Grundstück in einen
Garten umzuwandeln, musste erst der grösste Teil der
alten Bäume beseitigt werden. Nur zwei
Apfelbäume blieben stehen, weil sie auf dem Rasen
nicht störten, der für Wäschezwecke
erhalten blieb; an geeigneten Stellen wurden junge
Bäume angepflanzt. Das Gelände wurde von einem
Gärtner durch Wege in sechs grössere und zwei
kleinere Quadrate zerlegt; an der Mauer, die als
Abschluss gegen Stemmles errichtet wurde, blieb auch noch
eine breite Rabatte übrig, die zur Anzucht von
Setzlingen verwendet wurde, so weit sie nicht mit
Ananaserdbeeren bepflanzt war. Die Mauer sollte den
Garten gegen die Nordwinde schützen und zugleich der
Anlage von Rebspalieren dienen, ein Fönsturm legte
sie aber im Februar 1876 glatt um, so dass sie zum
zweiten Mal, jetzt auf einem stärkeren Unterbau,
errichtet werden musste. Gegen die
Nachbargrundstücke rechts und links, genügte
ein Bretterzaun als Abschluss, und wenn wir auch nicht
darüber wegklettern durften, so fanden sich doch
andere Möglichkeiten, mit den Kindern jenseits der
Grenzen in Verkehr zu kommen.
Die
Hauptwege des Gartens wurden mit Buchs, die Querwege mit
Steinen eingefasst, die grossen Quadrate in Beete
eingeteilt und mit schmalen Rabatten umsäumt. So
weit sie an den Hauptwegen lagen, waren sie für
Blumen bestimmt, alle anderen wurden mit Erdbeeren,
Stachelbeerbäumchen oder kleineren
Küchengewächsen besetzt.
Wo
es irgend ging, pflanzte mein Vater Weinreben an; sie
waren sein höchster Stolz, und er war bemüht,
recht viel verschiedene Arten zu ziehen. Sie standen
nicht nur an der Gartenmauer und vorn auf der
Südseite des Hauses, sondern fast überall
hinter den Blumenrabatten. Was ich davon kenne, und was
ich von der Behandlung der Weinreben heute noch weiss,
habe ich in unserem Garten von meinem Vater gelernt.
Manche Sorten kamen früh, andere spät zur
Reife; so zog sich das Herbsten über Wochen hin. Am
höchsten waren die frühen französischen
weissen Trauben geschätzt, sie mussten aber durch
Säckchen aus Vorhangstoff gegen die
räuberischen Wespen und Spatzen geschützt
werden. Auch wir Buben durften nicht nach Belieben davon
essen, denn dieses Edelobst kam auf den Markt, wo es zu
guten Preisen verkauft wurde. Als der Ertrag mit jedem
Jahr grösser wurde und wir die blaue, roten und
weissen Trauben kübelweise ernteten, konnten wir uns
den Magen bis zum Platzen füllen. Auf die
goldbraunen, gedrungenen Ruhländertrauben war ich
besonders erpicht; ich weiss nicht, wo ihre Heimat ist,
und habe sie weder in den Bühler Weinbergen noch
sonst wieder gesehen.
Aus
Trauben, Äpfeln, Mostbirnen und einem Zusatz von
Traubenzucker braute mein Vater einen Haustrank, der
keinen allzu grossen Alkoholgehalt besass und sich auch
durch Billigkeit auszeichnete. Den Rotwein bereiteten wir
mit viel Zucker aus eigenen Früchten, roten und
schwarzen, die in Menge im Garten wuchsen. Ein
Hasenstall, den der Vater für uns neben dem
Holzschuppen hatte bauen lassen, wurde nach einigen
Jahren zu einer Werkstatt mit Hobelbank umgewandelt und
musste auch eine Trotte neuester Konstruktion, d.h. eine
der damals aufkommenden Obstkeltern aufnehmen. Es war
nicht leicht, sie in Gang zu halten; der Trotthebel liess
sich in dem engen Raum nur um etwa 60° drehen und
die Trottspintel musste mit einer gelochten Scheibe
versehen werden, in die der Hebel beim Zurückdrehen
immer wieder eingriff.
Ich
will nicht ausführlich von den Obstbäumen
reden, den Mirabellen, Pflaumen, Früh- und
Spätzwetschgen, dem Blutpfirsichbäumchen, dem
Kirschbaum, der erst später auf dem Dreispitz
hinzukam und von den Spatzen als Privateigentum in
Anspruch genommen wurde. Man wird mir aber recht geben,
wenn ich unseren Garten als ein Paradies bezeichnet habe
- wie der liebe Gott, so hatte der Vater einen Garten
gepflanzt mit Bäumen "lustig anzusehen und gut zu
essen", und dieses Paradies hatte vor dem alten noch den
Vorzug, keine verbotenen Bäume zu beherbergen. Nur
die Erdbeeren waren nicht freigegeben, aber schliesslich,
was konnte man dagegen tun, wenn zu gewissen Zeiten der
Schneckenfrass überhand nahm? In meinem Bruder
Albert hatte ich den Gefährten, den der Mensch
braucht, damit er nicht allein sei; es gab zwischen uns
auch keine Eifersucht, als eine kleine Eva aus Krechtlers
Hof schüchtern durch den Bretterzaun blickte und
bald den Weg zu uns herüber fand.
Die
Bäume blühten und verblühten, das Obst
reifte, färbte sich und wurde geerntet, ohne dass
man damit viel Mühe hatte. Arbeit ohne Ende aber
brachte der eigentliche Garten. Wenn auch die groben und
schmutzigen Arbeiten alle vom Vater besorgt wurden, die
täglichen, nur im Winter unterbrochenen Arbeiten im
Kleinen, die alle Umsicht und Geduld erforderte, lag in
den Händen der Mutter. Das Säen und Pflanzen,
das Jäten der Beete, das rechtzeitige Abernten und
Aufbewahren der Gemüse, die Verwertung des Obstes,
die Pflege des Blumengartens war ein Feld praktischer
Tätigkeit, das eine Fülle von Kenntnissen und
Erfahrung voraussetzte. Da hatte alles seinen Ort und
seine Zeit, kein Fleck blieb ungenutzt, kein Vorteil
unbeachtet. Das Erträgnis des Gartens war so gross,
dass wir es nicht allein aufbrauchen konnten. Die ersten
Spargeln und Frühgemüse, Erdbeeren, Aprikosen
und was sonst von Wert war, wurden montags von Lessners
Lene auf den Wochenmarkt getragen; sie war
glücklich, wenn sie mit leeren Körben
zurückkam und noch besser hatte verkaufen
können, als erwartet wurde. Den Erlös
verwendete die Mutter für den Haushalt. Sie hat
auch, als ich in Rastatt Student war, mit manchem Taler
meinem spärlichen Taschengeld aufgeholfen.
Wie
bald wandelte sich der winterliche Garten, nachdem die
Beete umgeschaufelt waren, aus dem Chaos zum Kosmos! Die
Mutter besass die köstliche Gabe, alle Arbeit und
Handreichung, die sie von uns verlangte, in Spiel und
Kurzweil zu verwandeln. Wir durften das Gras auf den
Wagen, die Kohlstrünke auf den Beeten ausreissen und
mit unserem grünen Wägelchen wegfahren, wir
durften an einer gespannten Schnur hin die schmalen Wege
zwischen den Beeten austreten und die frisch gesetzten
Pflanzen giessen, wir durften aufpassen, wo die Spargeln
ihre Köpfe aus dem Boden streckten. Das alles
hätte uns nicht halb so viel Vergnügen gemacht,
wenn wir dazu kommandiert worden wären.
Beschäftigung gab es ohne Ende, vom ersten
Frühling bis in den Winter hinein, zwischen Spiel
und Schulaufgaben, bis aber schönere als in den
Sommerferien und Herbstferien, wenn die Beeren reif
wurden und die Obsternte anfing. Wir lebten in Glück
und Seligkeit, wie es nur Kinder können.
Wie
sollte ich aber von meiner Mutter erzählen, ohne
ihrer Blumen zu gedenken! Wenn ich in den
Schrebergärten von Schmargendorf Alt und Jung
zwischen Blumen und Obstbäumen sich des Besitzes
freuen sehe, wird alles wieder lebendig, was mir vor
langen, langen Jahren unendliches Glück bedeutete.
Wollte ich von dem schweigen, was heute noch das Herz
erfüllt, ich müsste mich selbst verleugnen; wer
sich nicht eins weiss mit der lebendigen Natur, mag
überschlagen, was ich noch zu sagen habe.
Mit
zarten Farben, weiss und rosenrot, kommt wie mit leisen
Tönen der Frühling ins Land gezogen - nicht nur
die blühenden Bäume, auch Schneeglücklich
und Massliebchen tragen dies Gewand. Dann kommt Gelb und
Blau hinzu, und reicher, immer reicher entfaltet sich die
Farbenpracht, baut sich die Wunderwelt der Gestalten auf.
Wer kann in wenig Worten schildern, was ein Leben
füllen würde! Was ist köstlicher zu
schauen, die zarten schwankenden Guirlanden der
hängenden Herzchen, die stolzen Kronen der
Schwertlilien, die Sterne der Narzissen oder die
königlichen Rosen? Was duftet herrlicher, Veilchen
oder Goldlack, Reseden und Nelken? Ich müsste
hundert Namen nennen, hundert Blumen und Sträucher,
um den Leser durch den Garten zu führen.
Wenn
ich angeben sollte, welche Blumen meiner Mutter Lieblinge
waren, ich käme in Verlegenheit. Grelle Farben
schätzte sie nicht, wenn auch die Zinnien und
Geranien nicht fehlten; weisse, blaue, violette Blumen
waren in Menge vorhanden, Rot war vom tiefsten Purpur der
Skabiosen bis zum Scharlach der Brennenden Liebe und dem
blassrot der Pfingstnelken vertreten. Was soll ich erst
von den Blumen sagen, die in unendlichem Wechsel der
Farben und Zeichnungen das Auge entzücken? Wer sie
kennt, bedarf keines Hinweises, wer sie nicht kennt, dem
kann auch keine Aufzählung von Namen
helfen.
In
den Nachbargärten sah ich manches, was uns fehlte;
das war mir eine peinliche Feststellung, auch wenn es
sich nur um Sonnenblumen oder Spanisches Gras handelte.
Dass wir nicht, wie Dr. Kaisers an der Ecke, Syringen und
Schneeball, Goldregen und Tamarispen hatten, konnte ich
kaum verwinden. Man sieht schon, dieser Garten war ebenso
vornehm wie der Doktor, der eine Kutsche und ein Pferd
besass, auf dem er bisweilen die Strasse unsicher machte,
oder seine Tochter, die Kaiserbumbel, die hochnäsig
im Garten spazieren ging.
Es
wäre seltsam zugegangen, wenn ich, so ganz nach der
Mutter geartet, das Erwachen des Frühlings und die
Herrlichkeit des Sommers nur in den Gärten und nicht
überall, wohin der Blick reichte und die Füsse
trugen, erlebt hätte. Jeder Schritt über die
Strasse, in die Felder und Wiesen hinein, in die Hohlwege
der Lösshügel, längs der Bächlein,
die von den Bergen kamen, brachten neue Entdeckungen - so
erweiterte sich unser Gartenparadies, so weit man von
unserem Haus aus nach Süden sah. Ich wurde mit jedem
Acker, jeder Wiese, jedem gegen Kappel, Ottersweier und
Oberweier, jedem Pfad und jedem Waldstück am
Klotzberg und um die Windeck vertraut, ich kam auch bei
besonderen Anlässen, durch Spaziergänge mit den
Eltern, später mit Kameraden oder auf eigene Faust
darüber hinaus.
Zum
ersten Mal habe ich wohl nach dem Umzug den Frühling
mit ganzer Seele erlebt. Bei Stemmles war ich noch auf
den Garten angewiesen, jetzt lag die ganze Welt vor mir.
Ich weiss noch, wie ich Raine und Zäune der
Nachbarschaft nach Veilchen absuchte, um sie in den
Garten zu setzen, und könnte jede Stelle angeben, wo
die blauen, die roten und die weissen zu finden waren.
Ich brachte die glänzend gelben Dotterblumen,
Gänseblümchen, Bienensaug, Gundelreben, und was
sonst noch an den Rainen blühte, nach Hause, ich
entdeckte Wiesengründe und Abhänge, wo ich
grosse Sträusse von Primeln pflückte, ich
freute mich an Wiesenschaumkraut und Anemonen, die in
unendlichen Mengen die Wiesen weiss und lila
färbten.
Eine
kleine Weile nur so zogen die goldenen Blumenköpfe
und weissen Lichter des Löwenzahns den Blick auf
sich. Was konnte man nicht alles mit den Röhren
anfangen, wenn man Talent hatte! Das Lichterausblasen war
noch das Wenigste, so schön es auch war, den
davonfliegenden Schirmen nachzusehen. Man konnte die
Röhren in Blasinstrumente verwandeln, man konnte sie
zu endlosen Ketten zusammenfügen. Aber wie sahen
dann unsere Hände aus!
Dann
fingen neue Wiesenblumen zu blühen an,
Kuckuksblumen, Glockenblumen, Wucherblumen, Sauerampfer
und was es sonst alles auf Wiesen und an Gräben
gibt, die rosigen Ähren des Wiesenknöterichs,
die gelben Schwertlilien, das himmlische
Vergissmeinnicht. Es kamen die Kornfelder an die Reihe
mit ihren Wunderblumen, mit Kamillen und Klatschmohn,
Kornblumen und Kornraden, bunten Wicken und
Ackerveilchen. Es kam die Zeit, wo die Kleeäcker und
Kartoffelfelder blühten und die bunten Falter
darüber wegflogen. Die Zeit der Heuernte und der
zweite Blütenflor mit den Sabniosen und den seltsam
traurigen Blutströpfchen auf ihren langen, im Winde
schwankenden Stielen, die Zeit der Stoppeläcker und
der brennenden Kartoffelstrohhaufen. Das war die Zeit, wo
die theoretische in die praktische Botanik überging
und sämtliche Apfelbäume der Umgegend aufs
genaueste studiert wurden.
Ich
habe nie eingehendere Kenntnis der landläufigen
Obstsorten und ihrer unmittelbaren
Verwendungsmöglichkeiten besessen als in den Jahren,
wo sich in meinem Schmetterlingsnetz auch andere
Vögel fingen als die, wofür es von Haus aus
bestimmt war. Es muss ein unausrottbarer Hang nach
verbotenen Früchten in der Menschheit stecken, dass
selbst wir die Pfaffenbirnen von der Landstrasse den
eigenen vorzogen, von anderen Kostbarkeiten nicht zu
reden, die nur am Bahnwegle oder sonst an einem Punkt zu
beschaffen waren.
Etwas
länger hat es gedauert, bis ich in den Wäldern
heimisch geworden bin. Um in die Kastanienwälder zu
kommen, die den Klotzberg hinter Kappel umsäumen,
musste man erst die Eingeborenenzone durchqueren, was
nicht gerade nach meinem Geschmack war. War man erst am
Ziel, so konnte man die ganzen Nachmittage dort
vertrödeln, vielleicht auch über die
Kestenwälder - so heissen sie in der Sprache des
Landes - hinaus in die Tannen und auf den im Mai von
Ginster goldgelb leuchtenden Gipfel hinaufsteigen oder
auf dem Jägerpfädle nach der Windeck wandern.
In der Heidelbeerzeit, die ja mit den Schulferien
zusammenfiel, sind wir auch mit einem Korb oder einer
Milchkanne ausgezogen, um den elterlichen Haushalt mit
dem Ertrag unserer Sammeltätigkeit zu
unterstützen. Ich fürchte allerdings, dass wir
mehr Schaden an den Kleidern angerichtet haben, als die
ganze Ernte Wert war, die Guten ins Kröpfchen, die
Schlechten ins Töpfchen! Von der Lichtbösch,
einem Wäldchen, das zwischen der Hub und der
Kindenkirche auf hügeligem Gelände liegt, werde
ich im nächsten Kapitel noch mehr zu berichten
haben. Hier war es nicht ganz geheuer, denn hier ging der
schwarze Pfaff um, ein fabelhaftes Wesen, von dem ich
nicht weiss, ob es den Leuten nur Schreck einjagte oder
sie gradwegs dem Teufel zutrieb. Jedenfalls durfte man
nicht bis zur Dunkelheit im Wald bleiben. Ich habe
Glück gehabt, denn das Gespenst ist mir nie
begegnet, aber wenn irgend wo ein unerklärliches
Geräusch zu hören war - ein bisschen bange
konnte einem schon werden. Später ist mir der kleine
Wald so vertraut geworden, als ob er ein Teil unseres
Gartens gewesen wäre. Die pflanzenreichen
Auwälder der Rheinebene habe ich als Kind nicht
kennen gelernt, der nächste derartige Wald, das
Abtsmoor bei Schwarzach, lag schon weit ausserhalb meines
Gesichtskreises. Föhrenwälder habe ich erst
kennen gelernt, als ich die Umgebung von Rastatt
durchstreifte, die Hochwälder des
Buntsandsteinschwarzwaldes sind mir noch länger
fremd geblieben.
Vergebens
besinne ich mich, ob ich nicht auch einmal mit einem
anderen Begleiter als mit meinem Bruder Albert auf den
Wiesen und in den Wäldern herumzigeunerte, ob es in
jenen Jahren unter der ganzen Bühler Schuljugend
sonst keinen gab, der sich als Naturforscher und
Entdeckungsreisender betätigte. Ich hätte ihn
kennen müssen, aber ich weiss keinen zu nennen, und
wenn ich mir damals über mich selbst keine Gedanken
gemacht habe, so will ich das jetzt wenigstens
nachholen.
Ein
spontaner Trieb, der über die Kindheit hinaus in die
Zukunft weist, kann überall und unter den
ungünstigsten Verhältnissen zum Durchbruch
kommen. Die Frage ist, ob er stark genug bleibt, um unter
den Hemmungen und Bedrängnissen des Lebens nicht zu
ersticken und die weitere Frage, welche besondere
Entwicklung er nimmt. Man braucht nicht in einem Garten
zu wohnen, um sich für Blumen zu begeistern, und man
kann in einem Garten wohnen, ohne an dem Blumenreichtum
irgendwelchen Anteil zu nehmen. Man wird, wenn man im
Hause eines Gärtners aufwächst, wahrscheinlich
wieder Gärtner werden, aber man kann auch als
Apotheker oder Blumenmaler mit der Pflanzenwelt in
Verbindung bleiben. Dass meine Mutter eine so tiefe,
unendliche Freude an den Blumen hatte, ist auch mir zum
Segen geworden. Es hat keine Zeit in meinem Leben
gegeben, wo ich nicht neben allem, was mich sonst
bewegte, diese Freude bewahrte, keine Reise, von der ich
nicht etwas Neues mit nach Hause brachte, keine noch so
verzweifelte Stimmung, wo mir nicht das fast
persönliche Verhältnis zu den Blumen Ablenkung
und Trost gewährte. Auf welche Wege des Forschens
oder Lehrens ich auch immer in einem wechselvollen Leben
verschlagen worden bin - der Botanik bin ich niemals
untreu geworden.