Prof. Dr. med. Dr. phil. Paul Diepgen

 (24.11.1878 -02.01.1966)

paul diepgen

Geboren in Aachen, studierte Diepgen Medizin in Tübingen, Leipzig, Bonn und zuletzt in Freiburg im Breisgau, wo er 1902 sein Staatsexamen und seine medizinische Promotion ablegte. Anschliessend wurde er von dem Mitbegründer der modernen operativen Gynäkologie, Alfred Hegar (1830-1914), zum Gynäkologen ausgebildet und war von 1906 bis 1929 in Freiburg als Frauenarzt, u.a. als Chef der gynäkologisch-geburtshilflichen Station des Freiburger Lorettokrankenhauses - tätig.

Neben der medizinischen Ausbildung studierte Diepgen Geschichte und wurde 1908 bei H. Finke zum Dr. phil. promoviert. 1910 habilitierte er sich in Freiburg über Geschichte der Medizin und wurde zu diesem Fachgebiet ab 1920 Honorarprofessor.

1929 bis 1946 war Diepgen Ordinarius für Geschichte der Medizin in Berlin und Direktor des dort neu gegründeten Instituts für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute: Humboldt-Universität). Diepgen leitete die Abteilung I (Geschichte der Medizin), Julius Ruska die Abteilung II (Geschichte der Naturwissenschaften). Dieses Universitätsinstitut ist nach dem 1906 eröffneten Institut in Leipzig die zweitälteste deutsche Einrichtung dieser Art. Mit ihm war auch eine umfangreiche Bibliothek entstanden, um deren Ausbau und Niveau sich das Institut grosse Verdienste erwarb.

1944 emeritierte Diepgen, gehörte nach dem Kriegsende 1945 jedoch zu denjenigen Ordinarien und Emeriti, die sich für den künftigen Neuaufbau der Berliner Universität zur Verfügung stellten. 1947 wurde Diepgen zunächst Gastprofessor, später Ordentlicher Professor für Geschichte der Medizin in Mainz. Dort starb er am 2. Januar 1966.

Diepgens wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigten sich besonders mit der Medizin des Mittelalters, der Geschichte der Volksheilkunde und der Gynäkologie. Daneben war es stets sein Bestreben, aus der Medizingeschichte mehr als nur Fachgeschichte zu machen, sie als Kulturgeschichte der allgemeinen Geschichte zu sehen und anzuerkennen. Seine Arbeiten setzen sich mit der Entwicklung der Medizin im Mittelalter und in der Romantik auseinander, aber auch mit der Geschichte der Volksheilkunde sowie der Geburtshilfe und Gynäkologie.

Populär wurde Diepgens zweibändiges Werk "Geschichte der Medizin" (1949 Band 1, 1951 Band 2). Auch seine zahlreiche übrigen Buchveröffentlichungen zeugen von seiner umfassenden Kenntnis der Medizin und Naturwissenschaften. Hierzu gehören unter anderem die "Geschichte der sozialen Medizin (1934)", "Deutsche Volksmedizin" (1935), "Wissenschaftliche Heilkunde und Kultur" (1935), "Hippokrates oder Paracelsus?" (1937), "Die Frauenheilkunde der alten Welt" (1937), "Die Heilkunde und der ärztliche Beruf" (1938; als "Einführung in das Studium der Medizin" 1951 in 4. Auflage erschienen), "Das physikalische Denken in der Geschichte der Medizin" (1939).

Diepgen war Ehrendoktor der Universität Madrid, Mitglied und Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Akademien und Gesellschaften des In- und Auslandes.


Weiterführende Links:

Institut für Geschichte der Medizin der Charité Berlin