Geboren
in Aachen, studierte Diepgen Medizin in Tübingen,
Leipzig, Bonn und zuletzt in Freiburg im Breisgau, wo er
1902 sein Staatsexamen und seine medizinische Promotion
ablegte. Anschliessend wurde er von dem Mitbegründer
der modernen operativen Gynäkologie, Alfred Hegar
(1830-1914), zum Gynäkologen ausgebildet und war von
1906 bis 1929 in Freiburg als Frauenarzt, u.a. als Chef
der gynäkologisch-geburtshilflichen Station des
Freiburger Lorettokrankenhauses - tätig.
Neben
der medizinischen Ausbildung studierte Diepgen Geschichte
und wurde 1908 bei H. Finke zum Dr. phil. promoviert.
1910 habilitierte er sich in Freiburg über
Geschichte der Medizin und wurde zu diesem Fachgebiet ab
1920 Honorarprofessor.
1929
bis 1946 war Diepgen Ordinarius für Geschichte der
Medizin in Berlin und Direktor des dort neu
gegründeten Instituts
für Geschichte der Medizin und der
Naturwissenschaften
an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute:
Humboldt-Universität).
Diepgen leitete die Abteilung I (Geschichte der Medizin),
Julius Ruska die Abteilung II (Geschichte der
Naturwissenschaften). Dieses Universitätsinstitut
ist nach dem 1906 eröffneten Institut in Leipzig die
zweitälteste deutsche Einrichtung dieser Art. Mit
ihm war auch eine umfangreiche Bibliothek entstanden, um
deren Ausbau und Niveau sich das Institut grosse
Verdienste erwarb.
1944
emeritierte Diepgen, gehörte nach dem Kriegsende
1945 jedoch zu denjenigen Ordinarien und Emeriti, die
sich für den künftigen Neuaufbau der Berliner
Universität zur Verfügung stellten. 1947 wurde
Diepgen zunächst Gastprofessor, später
Ordentlicher Professor für Geschichte der Medizin in
Mainz. Dort starb er am 2. Januar 1966.
Diepgens
wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigten sich
besonders mit der Medizin des Mittelalters, der
Geschichte der Volksheilkunde und der Gynäkologie.
Daneben war es stets sein Bestreben, aus der
Medizingeschichte mehr als nur Fachgeschichte zu machen,
sie als Kulturgeschichte der allgemeinen Geschichte zu
sehen und anzuerkennen. Seine Arbeiten setzen sich mit
der Entwicklung der Medizin im Mittelalter und in der
Romantik auseinander, aber auch mit der Geschichte der
Volksheilkunde sowie der Geburtshilfe und
Gynäkologie.
Populär
wurde Diepgens zweibändiges Werk "Geschichte der
Medizin" (1949 Band 1, 1951 Band 2). Auch seine
zahlreiche übrigen Buchveröffentlichungen
zeugen von seiner umfassenden Kenntnis der Medizin und
Naturwissenschaften. Hierzu gehören unter anderem
die "Geschichte der sozialen Medizin (1934)", "Deutsche
Volksmedizin" (1935), "Wissenschaftliche Heilkunde und
Kultur" (1935), "Hippokrates oder Paracelsus?" (1937),
"Die Frauenheilkunde der alten Welt" (1937), "Die
Heilkunde und der ärztliche Beruf" (1938; als
"Einführung in das Studium der Medizin" 1951 in 4.
Auflage erschienen), "Das physikalische Denken in der
Geschichte der Medizin" (1939).
Diepgen
war Ehrendoktor der Universität Madrid, Mitglied und
Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Akademien
und Gesellschaften des In- und Auslandes.
Weiterführende Links:
Institut
für Geschichte der Medizin der Charité
Berlin